Nun haben wir ihn also wieder. Den Lockdown. Es ist der insgesamt Vierte seit Beginn der Corona-Pandemie. Und so notwendig er angesichts der explodierenden Zahlen an Corona-Neuinfektionen und der Belegung der Intensivstationen auch ist: Man merkt quer durch alle Berufs,- und Gesellschaftsschichten eine gewisse Müdigkeit. Die Politik hat uns vor dem Sommer eine „komplette Rückkehr zur Normalität“ versprochen. Der Druck am Arbeitsplatz steigt. Vor allem im Gesundheitsbereich gibt es zahlreiche Menschen, die einfach nicht mehr können. Mit ihren Kräften am Ende sind. Hinzu kommt, dass nun auch wieder die Arbeitslosigkeit,- sowie die Kurzarbeit steigen werden. Und das ein Monat vor Weihnachten…

Mein Laden - Gewand

Weihnachten naht: Der Handel boomt!

So kurz vor Weihnachten steigt natürlich auch wieder der Konsum. Der Handel erfreut sich Jahr für Jahr mehr über steigende Umsatzzahlen. Kaum wurde der neuerliche Lockdown verkündet, waren Teile des Handels auch schon gerüstet und prompt wurde mit diversen bezahlten Werbeanzeigen auf Instagram, Facebook & Co für das „online-Shopping“ geworben. Doch nicht allen im Handel ist das möglich. Die kleine regionale Buchhandlung hat beispielsweise nicht die finanziellen Werbemittel, um sich mit Giganten wie Amazon zu messen. Daher sollten gerade in Zeiten wie diesen wir als KonsumentInnen uns die Frage stellen, ob es nicht viel fairer und angemessener wäre, das Buch, das man gerade unbedingt haben will, lieber in der besagten regionalen Buchhandlung ums Eck als beim Giganten Amazon zu bestellen.

Exkurs: Amazon

Gerade Amazon war und ist eine der großen Gewinnerinnen der Corona-Krise. Allein im ersten Quartal 2021 verdiente der Konzern 8,1 Milliarden (!) Dollar. Das ist mehr als drei Mal (!) so viel, wie ein Jahr zuvor, als der Gewinn bei 2,5 Milliarden Dollar lag. Amazon-Gründer, Jeff Bezos, konnte sein persönliches Vermögen in der Corona-Zeit auf über 200 Milliarden Dollar (!) vermehren. Gleichzeitig werden immer wieder Vorwürfe laut, wonach MitarbeiterInnen von Amazon unter widrigsten Bedingungen arbeiten müssen. Diese Vorwürfe gehen von Handyüberwachung, über Scanner, die die Arbeitsleistungen der einzelnen MitarbeiterInnen messen bis hin zu willkürlichen Arbeitszeitreduktionen und Kündigungen. Die MitarbeiterInnen werden ohnehin zu großen Teilen über Leihfirmen zu billigsten Konditionen beschäftigt. Erschwerend hinzukommt, dass Amazon in Österreich de facto keine Gewinnsteuern zahlt.

Überkonsum: Black Friday, Rabattschlachten & Co

Doch es existiert ein weiteres großes gesellschaftliches Problem. Während es einerseits immer mehr Menschen gibt, die in der Armutsgefährdung leben, gibt es andererseits das immer größer werdende Problem des Überkonsums und der Wegwerfgesellschaft. Gleichzeitig werden MillionärInnen immer reicher. Laut einem Report der Umwelt-NGO Greenpeace ist der Trend zu Wegwerfmode weiter ungebrochen. Rund um den Black Friday locken zahlreiche Konzerne mit absurden Rabatten und massiven Werbekampagnen zu Impulskäufen. Und die Strategie geht auf: Es wird heute im Schnitt um 60 Prozent mehr Kleidung von Konsumentinnen und Konsumenten gekauft als noch vor 15 Jahren, während diese nur noch halb so lang getragen wird, wie noch vor 15 Jahren. Und es wird auch absurd viel Kleidung produziert. Trotz Covid-Pandemie wurden im Jahr 2020 rund 200 Milliarden (!) Stück Kleidung hergestellt. Und eben wegen der Covid-Pandemie (aufgrund der Lockdowns brauchte man weit weniger Kleidung im täglichen Bedarf als zuvor) sind viele Händler auf der produzierten Kleidung sitzen geblieben. Was war beziehungsweise ist die Konsequenz? Jede Sekunde wird eine ganze LKW-Ladung Kleidung verbrannt oder auf die Deponie geworfen, um Platz für neue Ware zu schaffen. Das ist doch vollkommen absurd! Es wäre Zeit darüber nachzudenken, ob man nicht ein Vernichtungsverbot für unverkaufte oder retournierte Waren einführen sollte.

Kauf vs. Besitz

Etwas zu kaufen setzt im Körper Dopamin frei. Dopamin ist ein Glückshormon. Der Akt des „Kaufens“ macht viele von uns also glücklich. Aber wir sollten uns die Frage stellen: Macht uns nur der Kauf eines Produktes glücklich oder auch der spätere Besitz dessen? Wer durch Flohmärkte schlendert, hat sich sicher schon die Frage gestellt, wie es sein kann, dass da so viele verpackte, originale Fitnessgeräte, Entsafter & Co zum Verkauf angeboten werden. Vor dem Kauf einer Sache sollten wir uns daher wirklich überlegen, ob wir das Teil, das wir kaufen wollen, auch wirklich ge-brauchen können. Denn das ist nicht nur für die Umwelt gut, sondern auch für unsere Psyche und unsere Geldbörse. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kaufen uns nur dann glücklich macht, wenn wir das Gekaufte auch benutzen. Aber Überkonsum hat nicht nur für die eigene Geldbörse und die Umwelt fatale Folgen. Viel zu selten wird an die Menschen gedacht, die ihn möglich machen (müssen). Zu welchen Arbeitsbedingungen sie arbeiten und wie sie ausgebeutet werden. Und auch die globalen Ressourcen, die durch unseren Überkonsum aufgebraucht werden, sind viel zu wenig beachtet.

´Mein Laden` versucht kleine Schritte zu setzen

Lockdown hin oder her – jetzt kommt trotzdem wieder die „besinnliche“ Zeit. Während wir (trotz Maske) den Lebkuchen-Duft im Supermarkt genießen und uns gleichzeitig zum wahrscheinlich 20. Mal an diesem Tag „Last Christmas“ vorgespielt wird, sollten wir uns überlegen, ob wir diese „besinnliche Zeit“ nicht auch nutzen sollten, um nachzudenken. Zum Beispiel über die fatalen Folgen des (Über-)Konsums. Vielleicht schaffen wir es ja dann auch in gewisser Art und Weise umzudenken.

Wir vom Team ´Mein Laden` wollen einen kleinen Teil dazu beitragen, um den Re-Use Gedanken – weg von der Wegwerfgesellschaft – wieder in den Vordergrund zu rücken. Bei uns kann man Gegenstände, die noch gut erhalten sind, günstig erwerben und gleichzeitig freuen wir uns über Spenden aller Art von gut erhaltenen Produkten. Wir wollen hier einen kleinen Teil dazu beitragen, diese Welt wieder ein Stück besser zu machen und vor allem unsere Umwelt fairer zu behandeln!

Mein Laden - Bücher